Was ist eine Restrukturierung und wie funktioniert sie?

Dr. Jonas Steeger

Was ist eine Restrukturierung und wie unterscheidet sie sich von ganz generellen strategischen Transformationen? Dieser Artikel erklärt, was eine Restrukturierung ist, wie sie funktionieren kann und welche Probleme gängiger Weise mit einem Unterfangen dieser Art einhergehen - und natürlich auch, welche Lösungsansätze es gibt!

Turnaround & Restrukturierung vs. Transformation

Die Begriffe Turnaround und Restrukturierung werden in aller Regel synonym verwendet - und ab und wann schleicht sich auch der Begriff der Transformation in dieses Duo. Allerdings gibt es trotz der Verwandtschaft, große Unterschiede. Im Wesentlichen ist ein Turnaround ein reaktiver Prozess, der sich auf das unmittelbare Überleben und Krisenmanagement konzentriert, während eine normale Unternehmenstransformation ein proaktiver Prozess ist, der auf langfristiges Wachstum und Verbesserung abzielt. Turnarounds erfordern dringende, kurzfristige Maßnahmen zur Stabilisierung eines in Schwierigkeiten geratenen Unternehmens, während Transformationen strategische Initiativen sind, die darauf abzielen, das Unternehmen über einen längeren Zeitraum weiterzuentwickeln und zu verbessern. Lassen Sie uns einen genaueren Blick auf die Eigenschaften der beiden Welten werfen.


Restrukturierung & Turnaround:
Eine Restrukturierung ist eine drastische und dringende Intervention, die darauf abzielt, ein Unternehmen aus einer schweren finanziellen Notlage, einer drohenden Insolvenz oder einer Betriebskrise zu retten. Das Hauptziel besteht darin, das Unternehmen zu stabilisieren, die finanzielle Gesundheit wiederherzustellen und sein Überleben zu sichern. Die wichtigsten Merkmale einer Restrukturierung sind dabei die folgenden:

  • Krisengesteuert: Turnarounds werden in der Regel als Reaktion auf eine kritische Situation eingeleitet, in der das Unternehmen mit erheblichen Verlusten, Liquiditätsproblemen oder einer rückläufigen Marktposition konfrontiert ist. Die Dringlichkeit ist hoch, da die Existenz des Unternehmens auf dem Spiel stehen könnte.

  • Unmittelbarer Fokus: Der Schwerpunkt liegt auf kurzfristigen Maßnahmen, um das Ausbluten zu stoppen. Dazu gehören Kostensenkungen, Umschuldungen, Liquiditätsmanagement und betriebliche Effizienzsteigerungen. Schnelle und entschlossene Maßnahmen sind notwendig, um das Unternehmen zu stabilisieren.

  • Stakeholderdruck: Häufig besteht ein starker Druck seitens der Stakeholder wie Gläubiger, Investoren und Mitarbeiter. Diese Stakeholder fordern sofortige Maßnahmen, um ihre Interessen und Investitionen zu schützen.

  • Kurzfristiger Zeithorizont: Die ergriffenen Maßnahmen sind auf schnelle Ergebnisse ausgerichtet. In der Anfangsphase geht es oft darum, Zeit zu gewinnen und eine Atempause zu schaffen, um strategischere, längerfristige Veränderungen zu planen.

  • Rechtlicher Rahmen: Der rechtliche Rahmen einer Restrukturierung hängt ein von der Brisanz und Liquditätssituation ab. Je stärker letztere in Gefahr schwebt, desto enger greift die Legislative - angefangen bei Instrumenten wie dem IDW S6 und aufhörend bei dem Insolvenzrecht und artverwandten Aspekten wir dem StaRUG.


Unternehmenstransformation:
Eine normale Unternehmenstransformation hingegen ist ein proaktiver und strategischer Prozess, der darauf abzielt, das Unternehmen zu verbessern und weiterzuentwickeln, um es besser an die künftigen Ziele und Marktbedingungen anzupassen. Er wird nicht unbedingt durch eine Krise ausgelöst, sondern durch die Notwendigkeit, sich an veränderte Umgebungen, Technologien oder Wettbewerbsbedingungen anzupassen. Zu den wichtigsten Merkmalen gehören:

  • Proaktiv und planvoll: Im Gegensatz zu Turnarounds handelt es sich bei Transformationen um geplante Initiativen, die zur Erreichung strategischer Ziele unternommen werden, z. B. zur Erschließung neuer Märkte, zur Einführung neuer Technologien oder zur Verbesserung der Kundenerfahrung.

  • Langfristiger Fokus: Der Fokus liegt auf langfristigen Zielen und nachhaltigem Wachstum. Transformationen zielen darauf ab, die Art und Weise, wie das Unternehmen arbeitet, wettbewerbsfähig ist und seinen Kunden einen Mehrwert bietet, grundlegend zu verändern.

  • Innovation und Wachstum: Unternehmenstransformationen sind oft mit Innovationen verbunden, sei es durch die Entwicklung neuer Produkte, die digitale Transformation oder die Erforschung neuer Geschäftsmodelle. Das Ziel ist Wachstum und Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit.

  • Stakeholderdruck: Die Stakeholder werden zwar einbezogen, aber der Druck ist nicht so stark oder dringlich wie bei einem Turnaround.

  • Change: Umstrukturierungen sind oft mit erheblichen Veränderungen der Unternehmenskultur, -struktur und -prozesse verbunden. Dazu können die Weiterbildung der Mitarbeiter, die Einführung neuer Technologien und die Umstrukturierung von Teams zur Verbesserung der Effizienz und Zusammenarbeit gehören.

  • Rechtlicher Rahmen: Transformationen unterliegen keinem speziellen, rechtlichen Rahmen.


Restrukturierung als Chance für Unternehmen

Der Begriff „Restrukturierung“ wird häufig negativ konnotiert, da er oft mit Massenentlassungen und radikalen Kostensparmaßnahmen in Verbindung gebracht wird. Doch eine Restrukturierung kann viele Formen annehmen und bietet vielfältige Möglichkeiten, ohne notwendigerweise drastische Personalmaßnahmen. Restrukturierungen können ein Neustart für Unternehmen sein, die sich in einer Abwärtsspirale befinden. Ziel ist im wahrsten Sinne des Wortes der Turnaround – die Wende von der Krise hin zu nachhaltigem Erfolg. Eine erfolgreiche Restrukturierung kann eine Unternehmenskrise abwenden und neue Wege für Wachstum und Stabilität eröffnen.

Der Ablauf einer Restrukturierung

Der Ablauf einer Restrukturierung ist natürlich individuell. Allerdings lassen sich gängige Phasen unterscheiden, die sich von der Analyse- und Konzepthase, über die Umsetzung bis hin zum hoffentlich erfolgreichen Abschluss gliedern lassen. Lassen Sie uns ein Blick auf die einzelnen Phasen werfen.

Phase 1: Analyse der Unternehmenssituation

Die gründliche Analyse der Unternehmenssituation ist der erste und wohl wichtigste Schritt einer Restrukturierung. Hierbei wird eine umfassende Untersuchung der aktuellen Lage des Unternehmens durchgeführt. Ziel ist es, sowohl die internen als auch die externen Faktoren zu identifizieren, die zur gegenwärtigen Krise beigetragen haben. Dabei werden meist die folgenden Analysen vorangetrieben:

  • Finanzanalyse: Eine detaillierte Prüfung der Finanzberichte, Bilanzen und Cashflows, um die finanzielle Gesundheit des Unternehmens zu bewerten. Dies hilft, Liquiditätsengpässe und Schuldenprobleme zu identifizieren.

  • Betriebsanalyse: Untersuchung der operativen Abläufe, Produktionsprozesse, Lieferketten und Logistik, um ineffiziente Prozesse und Engpässe zu erkennen.

  • Markt- und Wettbewerbsanalyse: Bewertung der Marktposition des Unternehmens, einschließlich einer Analyse der Wettbewerber, Kundenanforderungen und Markttrends. Dies hilft, externe Bedrohungen und Chancen zu identifizieren.

  • SWOT-Analyse: Durchführung einer Stärken-Schwächen-Analyse (SWOT), um die internen Stärken und Schwächen sowie die externen Chancen und Bedrohungen des Unternehmens zu ermitteln. Dies liefert eine ganzheitliche Sicht auf die strategische Position des Unternehmens.

Die Ergebnisse dieser Analysen bilden die Grundlage für die Definition der Maßnahmen und bieten eine klare Orientierung für die nächsten Schritte.

Phase 2: Konzeptphase

Basierend auf den Erkenntnissen aus der Analysephase werden im Rahmen der Konzepterstellung spezifische Maßnahmen definiert, die zur Stabilisierung und Verbesserung der Situation beitragen sollen. Natürlich hängen die Analyse- und Konzeptphase nicht nur inhaltlich stark zusammen, sie laufen in aller Regel parallel - daher wird beides oft in der Analyse- und Konzeptphase zusammengefasst. Im Kern geht es darum, so schnell wie möglich, geeignete Maßnahmen für die akute Behebung der Krise auf den Weg zu bringen. Diese Maßnahmen können vielfältig und auf verschiedene Unternehmensbereiche ausgerichtet sein:

  • Finanzielle Maßnahmen: Dazu gehören die Umstrukturierung von Schulden, Kostensenkungsprogramme, Liquiditätsmanagement und gegebenenfalls Kapitalerhöhungen. Ziel ist es, die finanzielle Basis des Unternehmens zu stärken und kurzfristige Liquiditätsprobleme zu lösen.

  • Operative Maßnahmen: Optimierung der Produktionsprozesse, Effizienzsteigerungen in der Lieferkette und Verbesserung der Produktqualität. Dies kann auch die Implementierung neuer Technologien und Automatisierungslösungen umfassen.

  • Strategische Maßnahmen: Überarbeitung des Geschäftsmodells, Neuausrichtung der Produktpalette und Erschließung neuer Märkte. Dies kann auch strategische Partnerschaften und Allianzen umfassen.

  • Organisatorische Maßnahmen: Restrukturierung des Managements, Anpassung der Unternehmensstruktur und Veränderung der Unternehmenskultur. Ziel ist es, die Agilität und Flexibilität des Unternehmens zu erhöhen.

Diese Maßnahmen werden in einem detaillierten Restrukturierungsplan festgehalten, der klare Ziele, Zeitrahmen und Verantwortlichkeiten definiert.

Phase 3: Umsetzung

Die Umsetzung der definierten Maßnahmen ist ein kritischer Schritt, der sorgfältige Planung und kontinuierliche Überwachung erfordert. In aller Regel nimmt diese Phase die meiste Zeit in Anspruch, bringt den größten Aufwand mit sich und ist auch am komplexesten. Aspekte die im Rahmen der Umsetzung relevant sind, sind unter anderem die folgenden:

  • Maßnahmen- oder auch Projektportfoliomanagement: Ein effektives Projektportfoliomanagement (PPM) ist unerlässlich, um die verschiedenen Maßnahmen zu koordinieren und sicherzustellen, dass sie termingerecht und innerhalb des Budgets umgesetzt werden. Hier kann die Einrichtung eines Project Management Office (PMO) von entscheidender Bedeutung sein. Ein PMO überwacht den Fortschritt, identifiziert Risiken und stellt sicher, dass alle Maßnahmen auf die strategischen Ziele des Unternehmens ausgerichtet sind.

Sie möchten ein PMO aufsetzen?

Oftmals haben notleidende Unternehmen das zentrale Organ des PMO nicht. Die Etablierung wird dabei oftmals zur Maßnahme - und Soft Covenant - selbst. Wie Sie ein PMO schlank und schnell aufsetzen können, zeigt Ihnen auch diese eigens für diesen Zweck geschaffene Ressource:

  • Kommunikation: Eine offene und transparente Kommunikation mit allen Stakeholdern, einschließlich Mitarbeitern, Kunden, Lieferanten und Investoren, ist entscheidend. Dies hilft, Vertrauen zu schaffen und Unterstützung für die Restrukturierungsmaßnahmen zu gewinnen.

  • Monitoring und Anpassung: Die Umsetzung der Maßnahmen muss kontinuierlich überwacht werden. Dies umfasst die regelmäßige Überprüfung der Fortschritte und die Bewertung der erzielten Ergebnisse - insbesondere finanzieller Natur. Falls notwendig, müssen Anpassungen vorgenommen werden, um sicherzustellen, dass die Maßnahmen die gewünschten Effekte erzielen.

  • Frühwarnsysteme: Etablierung von Frühwarnsystemen und Key Performance Indicators (KPIs), um potenzielle Probleme frühzeitig zu erkennen und rechtzeitig Gegenmaßnahmen einleiten zu können.

Durch eine systematische und gut geplante Umsetzung können die definierten Maßnahmen effektiv realisiert werden, was letztlich zur Stabilisierung und nachhaltigen Verbesserung der Unternehmenssituation führt.

Softwareunterstützung in der Umsetzungsphase und die Rolle von Excel/Spreadsheets

Restrukturierungen geschehen oft unter immensem Zeit- und Erfolgsdruck. Viele Unternehmen nutzen Excel für Sanierungsmaßnahmen, was zu Fehlern und Vertrauensverlust bei Gläubigern führen kann. Die Probleme, die im Rahmen der Nutzung von Excel entstehen können, sind so zahlreich und gravierend, dass sie einen eigenen Artikel füllen könnten - und das tun sie auch hier. Hier kommen schlanke PPM- und PMO-Softwarelösungen wie Falcon ins Spiel. Softwarelösungen die im Rahmen von Restrukturierungen zum Einsatz kommen, sollten dabei ein paar wesentliche Aspekte mindestens liefern:

  • Härtegrade: Stellen Sie sicher, dass Sie jederzeit zeigen können, in welcher Phase sich Maßnahmen befinden und welche bereits Ergebniswirksam sind.

  • Statusberichte: Regelmäßige Aktualisierungen des Projekt- und Finanzstatus sorgen für Klarheit und Kommunikation zwischen den Beteiligten.

  • Ampelsysteme: Visuelle Indikatoren für den Projektzustand und -fortschritt bieten auf einen Blick Einblicke in kritische Bereiche. Banken schielen dabei meist auf klassische Ampeln.

  • Effekte & KPIs: Umfassendes Maßnahmen-Effektemodul, welche das Planen, tracken und abgrenzbare Messen von beliebig vielen Maßnahmen und subsequenten Effekten in Real-Time ermöglicht.

  • One-Klick-PowerPoint-Berichte: Die Erstellung professioneller, umfassender Berichte in gängigen Formaten mit einem einzigen Mausklick. Das schafft Vertrauen und nimmt massiv administrativen Aufwand.

  • Extrem schnelles Setup & Import-Möglichkeiten: In Restrukturierungssituationen muss das Setup samt Onboarding in Stunden oder Tagen messbar sein - den es bleibt oftmals wenig Zeit. Lange Einführungsphasen sind nicht möglich.

  • Integrationen & Schnittstellen: Wesentliche Schnittstellen zu BI-Systemen wir Power BI und der ERP/Planungswelt (z.B. Lucanet) sollten gegeben sein.

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Ihr Ansprechpartner: Christian Kuhs
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