Was macht eigentlich ein CRO?

Christian Kuhs

Entdecken Sie, wie der Chief Restructuring Officer (CRO) Unternehmen in Krisenzeiten stabilisiert. Erfahren Sie mehr über strategische Führung, operative Sanierungsmaßnahmen und die kritische Implementierungsphase. Verstehen Sie die Bedeutung der Zusammenarbeit mit Banken und des IDW S6-Standards. Erfolgsgeschichten und praxisnahe Einblicke verdeutlichen die unverzichtbare Rolle des CROs. Lesen Sie weiter, um zu erfahren, wie der CRO den Grundstein für nachhaltigen Unternehmenserfolg legt.

Definition des CRO

Der Chief Restructuring Officer (CRO) ist eine Schlüsselfigur in der Unternehmensführung, insbesondere in Krisenzeiten. Er wird meist eingesetzt, wenn ein Unternehmen in finanziellen Schwierigkeiten steckt und eine umfassende Restrukturierung notwendig ist. Der CRO bringt spezifische Fachkenntnisse in den Bereichen Krisenmanagement und Unternehmenssanierung mit und übernimmt eine zentrale Rolle bei der Entwicklung und Umsetzung von Sanierungsplänen.

Ein kleiner Disclaimer vorab: natürlich ist die Rolle des CRO geschlechtsneutral - für die Lesbarkeit erlauben wir uns jedoch bei der gängigen Bezeichnung "der CRO" zu bleiben.

Das R für Restrukturierung in CRO

Nun ist die Katze aus dem Sack - das R steht für Restructuring. Stattedessen hätte es sich auch ein T einschleichen können. Denn die Begriffe Turnaround und Restrukturierung werden in aller Regel synonym verwendet. Im Wesentlichen ist eine Restrukturierung ein reaktiver Prozess, der sich auf das unmittelbare Überleben und Krisenmanagement konzentriert, während eine normale Unternehmenstransformation ein proaktiver Prozess ist, der auf langfristiges Wachstum und Verbesserung abzielt. Daher sollte der CRO auch nicht mit dem Chief Transformation Officer verwechselt werden. Restrukturierungen erfordern dringende, kurzfristige Maßnahmen zur Stabilisierung eines in Schwierigkeiten geratenen Unternehmens, während Transformationen strategische Initiativen sind, die darauf abzielen, das Unternehmen über einen längeren Zeitraum weiterzuentwickeln und zu verbessern. Daher bestimmt das R in CRO auch maßgeblich die Aufgaben und Verantwortlichkeiten.

Aufgaben und Verantwortlichkeiten

Der CRO ist verantwortlich für die Erstellung und Umsetzung eines detaillierten Restrukturierungsplans. Dies beinhaltet mindestens das folgende:

  • Situationsanalyse: Eine gründliche Analyse der finanziellen Lage des Unternehmens, um die Ursachen der Krise zu identifizieren.
  • Planentwicklung: Ausarbeitung eines umfassenden Plans zur finanziellen Stabilisierung und operativen Verbesserung des Unternehmens.
  • Umsetzung der operativen Sanierungsmaßnahmen: Im Mittelpunkt der Tätigkeiten eines CRO stehen operative Sanierungsmaßnahmen, die entscheidend für die Wiederherstellung der Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens sind. Klassiker unten den Stoßrichtungen die CRO häufig begleiten sind dabei die Identifizierung von Einsparpotenzialen und Verbesserung des Cashflows, die Bewertung und Veräußerung nicht betriebsnotwendiger Vermögenswerte zur Liquiditätssteigerung und die Einführung effizienter Prozesse zur Steigerung der Produktivität und Senkung der Aufwände und Kosten.

Im Kern erhoffen sich Unternehmen, die eine CRO-Stelle etablieren die strategische Führung durch eine Krise und insbesondere durch eine Restrukturierung, wie der Name schon sagt und nun bereits mehrfach angesprochen. Aber dieser Aspekt ist eben auch der wesentliche. Ein CRO soll also die Grundlage für eine erfolgreiche Sanierung schaffen. Daher verwundert es den geneigten Leser eventuell auch nicht, dass die Rolle des CRO und der sog. IDW S6 oftmals koinzidieren.

Was ist der Zusammenhang zwischen dem IDW S6 und der Rolle des CRO?
In Deutschland spielt der IDW S6-Standard eine zentrale Rolle bei der Erstellung von Sanierungskonzepten. Dieser Standard setzt Maßstäbe für die Qualität und die Inhalte von Sanierungsgutachten, die für Finanzinstitute von großer Bedeutung sind. Oftmals kommt die Rolle des CRO im Rahmen der Erstellung eines IDW S6-Gutachten auf und wird dort einer zentralen Bedingung oder auch Maßnahme. Denn oftmals wird den notleidenden Unternehmen die Fähigkeit abgesprochen, tiefgreifende Sanierungen neben dem Tagesgeschäft zu unterhalten. Ein CRO soll mindestens an dieser Stelle Abhilfe schaffen. Ein CRO, der sich an den IDW S6-Standard hält und dabei die Transparenz gegenüber allen Stakeholdern aufrecht hält, erhöht die Chancen auf eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit Banken und anderen Finanziers erheblich.

Wann und wie lange sind CROs dabei?

Das etwaige Krisenstadium des Unternehmens bestimmt maßgeblich mit, ob ein CRO zum Einsatz kommt. Die Erfahrung zeigt, dass Erfolgs- und Liquiditätskrisen besonders geeignet für den Einsatz eines CROs sind. Auch in der Insolvenz kann ein CRO hinzugezogen werden, beispielsweise um den Insolvenzverwalter bei technischen Themen zu unterstützen. In früheren Krisenstadien werden CROs seltener eingesetzt. In diesen Phasen unterstützen häufig Restrukturierungsberater das Management bei speziellen Themen wie der Kommunikation mit Banken.

Wie eine Umfrage von Meritus zeigt, ist krisenkonform eine Einsatzdauer von 12-18 Monaten für einen CRO für sehr häufig, während ein Zeitraum von 6-12 Monaten ebenfalls als sinnvoll angesehen wird. Kürzere Einsatzzeiten sind selten, da nachhaltige Veränderungen in weniger als 6 Monaten schwer umzusetzen sind. Längere Einsätze, über zwei Jahre hinaus, sind unüblich, da der CRO oft als störend empfunden wird und nicht selten verantwortungskonforme - aber aus Sicht des Unternehmens dennoch hohe Kosten verursacht.

Implementierung der Sanierungsmaßnahmen

Die Umsetzung der definierten Maßnahmen ist ein kritischer Schritt, der sorgfältige Planung und kontinuierliche Überwachung erfordert. In aller Regel nimmt diese Phase die meiste Zeit in Anspruch, bringt den größten Aufwand mit sich und ist auch am komplexesten. Aspekte die im Rahmen der Umsetzung relevant sind, sind unter anderem die folgenden:

  • Maßnahmenmanagement und -tracking: Koordination und Überwachung der Sanierungsmaßnahmen, um sicherzustellen, dass die gesetzten Ziele erreicht werden. Im Kern sind Maßnahmen mehr oder weniger große Projekte, die neben dem Tagesgeschäft laufen. Ein effektives Projektportfoliomanagement (PPM) ist daher unerlässlich, um die verschiedenen Maßnahmen zu koordinieren und sicherzustellen, dass sie termingerecht und innerhalb des Budgets umgesetzt werden. Hier kann die Einrichtung eines Project Management Office (PMO) gemeinsam mit einem CRO von entscheidender Bedeutung sein. Ein PMO überwacht den Fortschritt, identifiziert Risiken und stellt sicher, dass alle Maßnahmen auf die strategischen Ziele des Unternehmens ausgerichtet sind. Der CRO trifft die notwendigen Entscheidungen auf Portfolioebene.
  • Mitarbeiterkommunikation: Transparente Kommunikation mit den Mitarbeitern, um Unterstützung und Engagement für die geplanten Maßnahmen zu gewinnen.
  • Fortlaufende Überwachung: Regelmäßige Überprüfung der Fortschritte und Anpassung der Maßnahmen bei Bedarf.

Die Implementierungsphase erfordert eine hohe Aufmerksamkeit für Details und eine effektive Kommunikation. Der CRO muss sicherstellen, dass alle Beteiligten informiert und engagiert sind, um die Sanierungsmaßnahmen erfolgreich umzusetzen.

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Rolle der Banken und anderer Finanziers

Da Restrukturierungen in aller Regel eng von den Financiers begleitet - oder zumindest beobachten werden, ist die Zusammenarbeit mit Banken und anderen Finanziers ist ein wesentlicher Aspekt der Arbeit eines CRO. Diese Institutionen sind oft Hauptakteure in Restrukturierungsprozessen und können durch Umschuldungen oder neue Finanzierungen zur Stabilisierung beitragen. Eine enge Zusammenarbeit und regelmäßige Kommunikation sind entscheidend, um das Vertrauen der Finanziers zu gewinnen und die notwendigen Mittel zu sichern.

Fazit

Der Chief Restructuring Officer ist eine unverzichtbare Ressource für Unternehmen in der Krise. Mit fundierter Expertise, strategischem Weitblick und operativer Exzellenz führt der CRO Unternehmen durch schwierige Zeiten und legt den Grundstein für eine nachhaltige Erholung und zukünftigen Erfolg. Die enge Zusammenarbeit mit Banken und die Einhaltung des IDW S6-Standards sind dabei wesentliche Erfolgsfaktoren.

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