Destroy Your Business - bevor es jemand anderes macht…

Dr. Jonas Steeger

Jedes Unternehmen ist anfällig für digitale Disruption. Doch bevor Sie ein scheinbar aus dem Nichts kommendes StartUp mit disruptiven Innovationen und einer digitalisierten Version Ihres Traditionsunternehmens in die Defensive zwingt, zeigen wir Ihnen eine Schritt-für-Schritt-Anleitung mit der Sie Ihr Geschäftsmodell auf den Prüfstand der Zukunft stellen können. Die Aufgabe: Destroy Your Business - bevor es jemand anderes macht...

disruptive Technologien können Unternehmen schwächen

Wenn der (US-amerikanische) Startup-Vormarsch eines gezeigt hat, dann, dass jedes noch so etablierte Unternehmen - oder gar jede noch so etablierte Industrie - im Zweifel zur Disposition steht. Ein paar Beispiele:

  • Amazon und der stationäre Buchhandel
  • WhatsApp und SMS
  • Twitter und dpa
  • Netflix und der Filmverleih
  • AirBnB und Hotels
  • Tesla und die Automobilindustrie
  • Kickstarter und das Kreditwesen
  • Uber und Taxis
  • Spotify und die Musikindustrie
  • SpaceX und die NASA
  • …und so weiter. Die Liste könnte ewig weitergehen.

Gerade für deutsche, alt eingesessene, in holzvertäfelten Besprechungsräumen sitzende Manager sollte das alles bedrohlich wirken. Schlimmer ist aber, wenn es das nicht tut. Wir rufen in diesem Post dazu auf, das eigene Geschäftsmodell kaputt zu machen. Zumindest gedanklich. Gerne aber auch physisch. So wie es zum Beispiel auch Klöckner & Co in der Stahlindustrie versucht. Denn nur so lassen sich die Konkurrenz, Schwäche und disruptive Innovationen von morgen in Stärke und kontinuierliches Wachstum wandeln.

Doch was kann man tun?

In diesem Artikel möchten wir zeigen, wie man einen kleinen Selbstversuch starten kann. Ob nun in einem Workshop mit den Kollegen oder auch alleine. Natürlich führen viele Wege nach Rom und dafür geben wir Ihnen einen ersten Wanderplan.

Das Ganze machen wir an einem Beispiel: Nehmen wir mal etwas schön physisches: eine Tischlereigroßbetrieb, der sich auf Einbauküchen spezialisiert hat. Das ist ein besonders greifbares Beispiel, gerade im handwerklich geprägten Deutschland, denn die klassische Tischlerei wird es doch immer geben und wir werden sie auch immer brauchen, oder? Kein Grund zu Sorge. IKEA hat nur Massenware. Und auch der Designerküchenschrank passt nicht per se ins schräge Dachgeschoss. Handarbeit bleibt Handarbeit. Gute, deutsche Qualitätsware.

Schritt 1: Den Geschäftsprozess aufmalen

Der erste Schritt ist, sich zu verdeutlichen, was das Unternehmen eigentlich im Kern alles macht. Denn meist ist es so, dass die Wertschöpfung nicht allein im Produkt liegt. Der grobe Prozess unseres Tischlers könnte zum Beispiel so aussehen:

Zunächst erfolgt, nach Marketing oder vielleicht Mund-zu-Mund-Propaganda, die Kundennachfrage. Es folgt das Kundengespräch und die Aufnahme der Anforderungen. Nun vielleicht das erste Design und der grobe Kostenvoranschlag. Verhandlung und noch mehr Designs. Vielleicht sogar das ein oder andere Gespräch vor Ort, denn der Kunde will womöglich das Material sehen und anfassen. Auch die Räumlichkeiten müssen genau vermessen werden. Wenn alles gut läuft, endlich die Kundenzusage - die erste Anzahlung und schon geht's ab zur Produktion. Ausmessen, modellieren, Material besorgen, sägen, schneiden, schleifen, polieren. Viel Staub und noch viel mehr Herzblut und Schweiß. Nun ab zum Kunden, es folgt die Installation, die Rechnungstellung und fertig! Später vielleicht noch Reparaturen oder eben der Folgeauftrag. Zwischen drin natürlich allerhand FiBu, IT, vielleicht auch Disposition und Logistik.

Was eine kleine Zeichnung noch so bringen kann

Dieser Prozess ist hier zur Demonstration gedacht und daher absichtlich grob. Es empfiehlt sich, den eigenen Unternehmensprozess etwas genauer aufzuzeichnen. Manchmal ist das alleine nicht einfach. Ein Workshop mit den richtigen Kollegen kann dabei helfen. Wir haben das Glück, ab und an diese Art von Workshops zu leiten und zu begleiten. Es ist erstaunlich, wie unterschiedliche Mitarbeiter im selben Team teilweise den Kernprozess des Unternehmens wahrnehmen. Meistens ist das ein guter Indikator dafür, dass es Verbesserungspotential an diesen Stellen gibt.

Schritt zwei: Wertschöpfende Bestandteile identifizieren

Ist der Prozess erst mal zu Papier oder auf die Tafel gebracht, kann man markieren, welche Elemente im Prozess zur Wertschöpfung beitragen. Bei unserer Tischlerei könnten das einige Bestandteile sein:

  • die gute Kundenbetreuung
  • das beste Warenangebot
  • die technische Beratung
  • die Umsetzung
  • die saubere und ordentliche Installation
  • und so weiter

An dieser Stelle kann man auch identifizieren, was die größten Wertschöpfungs-Killer sind und somit wieder Verbesserungspotential aufdecken. Eine reine Verbesserung ist aber meist nur konservierend. Hier wollen wir was kaputt machen. Also auf zum nächsten Schritt.

Schritt drei: Disruptive Innovationen erkennen

Nun kommt der sicherlich schwierigste Teil: Welche Innovation, welcher Prozess, welche zündende Idee nimmt den einzelnen Bestandteilen des Prozesses die Wertschöpfung und/oder die Kosten? Diese Disruptionen sind verdammt schwer zu identifizieren - oder zu akzeptieren.

Ein Ansatz ist es, die großen und bereits bekannten Disruptoren gegen den Prozess zu halten. Zum Beispiel die folgenden:

  • Plattformen / Cloud
  • Machine Learning / Künstliche Intelligenz
  • Virtual Reality
  • Augmented Reality
  • 3D-Druck
  • Internet of Things
  • Advanced Materials (zum Beispiel Memory Metals)
  • Advanced Genomics
  • Autonomous und Near-Autonomous Machines
  • Advanced Robotics

Diese Liste von Disruptionen ist mit Nichten vollständig und natürlich willkürlich sortiert. Zudem per se sich ständig verändernd und von Industrie zu Industrie unterschiedlich. Viel wichtiger noch: Disruption ist eben nicht pfadabhängig und in der Regel nicht bekannt. Disruption und disruptive Entwicklungen kommen per Definition aus dem Nichts und ohne Vorwarnung. Dennoch ist die Liste ein guter Startpunkt, um Ideen zu entwickeln.

In unserem Beispiel könnte eine disruptive Technologie eine Cloud-Lösung in Verbindung mit Augmented Reality sein, die dazu beitragen, dass der Kunde sich seine Küche selbst und zu Hause designen kann - fertig vermessen, samt Material und Kostenvoranschlag. Vielleicht auf einer Plattform, bei der die Kunden Angebote von Tischlereien einholen und möglicherweise sogar einzelne Küchenbestandteile auktionieren können. Kleinkomponenten, die manuell gedrechselt werden, kommen vielleicht bald aus dem heimischen 3D-Drucker und autonome Lieferservices lassen kleine Haushalte mit einfachen Küchen zufrieden sein.

Schritt vier: Änderung anstoßen

Im besten Fall wurde eine Idee gefunden, die noch nicht in der Entwicklung steckt oder gar bereits am Markt ist, ohne dass man es mitbekommen hat. In jedem Fall gilt es nun, Veränderung zu initiieren. Sofort. Wir helfen gerne dabei.

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